27.05.2021 - Alex

Zukunftswerkstatt No. 1

Projekt "Junges Utopia" startet in die erste Runde!

Was für ein Auftakt! Die neue Realität, die uns die Corona-Pandemie seit nunmehr über einem Jahr auferlegt, hat auch die außerschulische Kulturelle Bildung in den letzten Monaten dazu gezwungen, sich immer wieder in Flexibilität zu üben. Auch dem Projekt Junges Utopia- eine kreative Werkstatt für unsere Zukunft, ein Jugendbeteiligungsprojekt der Kunstschule Kempten und des gemeinnützigen Vereins Tuteka e.V., erging es nicht anders.

Am Dienstag, den 25. Mai 2021 sollte die erste von zwei, in den Pfingstferien geplanten Zukunftswerkstätten stattfinden. Nachdem wir den eigentlichen Termin, der bereits für die Osterferien geplant war, coronabedingt absagen mussten, waren wir mit Hinblick auf die deutschlandweit sinkenden Inzidenzen in den letzten Wochen bis zuletzt optimistisch gestimmt, die Zukunftswerkstätten in den Pfingstferien wie geplant durchführen zu können. Doch es kam alles anders. Nachdem von Freitag, den 21.05 auf Samstag die Inzidenz wieder auf über 100 kletterte, hofften wir noch auf ein kleines Wunder, dass sie zeitig wieder unter 100 fallen würde und damit auch außerschulische Bildungsangebote stattfinden könnten. Doch wie wir schon insgeheim befürchteten, sollte sich dieser Wunsch nicht erfüllen: Die Inzidenz sank nicht, sondern stieg am Pfingstsonntag sogar auf 114, sodass ab dem 25. Mai die strengeren Restriktionen wieder in Kraft treten mussten. Für unsere viertägige Zukunftswerkstatt bedeutete dies das Aus. Geknickt und traurig überlegten wir uns am Montagmorgen, was wir nun machen sollten und es grauste uns davor, den Eltern und ihren Kindern die schlechte Nachricht zu überbringen. Da die Vorstellung davon, die komplette Zukunftswerkstatt abzusagen, für uns beinahe unerträglich war, entschieden wir uns dazu, immerhin den Dienstag, also den einen Tag bevor die strengeren Regeln wieder in Kraft treten sollten, für unsere Zukunftswerkstatt zu nutzen. So hingen wir uns ans Telefon, um den Eltern von unserem Plan zu berichten und waren erleichtert, als diese sich trotz der schlechten Nachricht über unseren Alternativvorschlag freuten. Am Dienstag konnten wir somit, wenn auch nur für einen Tag, zum ersten Mal die Tore der neuen Location der Kunstschule Kempten, der „Kunstfabrik Kempten“ in der Eberhartstraße 4 für das Projekt Junges Utopia öffnen. Pünktlich um 10 Uhr, nachdem bei den Teilnehmenden ein Corona-Schnelltest durchgeführt wurde und dieser zu unser aller Freude bei allen negativ ausfiel, konnte es auch schon losgehen.

Und wie es losging! Die 11-14-jährigen Jungs und Mädchen waren voller Energie und folgten von Beginn an konzentriert und begeistert dem Programm. Nach einem kurzen theoretischen Input zu unserem Werkstattthema „Nachhaltige Entwicklung“ und einer gemeinsamen Erarbeitung und Durchdringung der Problemstellung, gelang es der Gruppe, die erste Phase der Zukunftswerkstatt, die „Kritikphase“, mit Bravur zu meistern. Auf die Frage hin, welche Probleme und Hindernisse die Jugendlichen in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung der Stadt Kempten und Region sehen, wurde Kritik geäußert, mit Beispielen unterfüttert und zu Rubriken zusammengetragen.

In der nächsten Phase, der „Utopiephase“, ging es nun darum, die kritische Haltung zu überwinden, um konstruktive, kreative, innovative und fantastische Ideen zu entwickeln, wie zu einem nachhaltigen Kempten und Region beigetragen werden könnte. Der Auftrag für die Jungen und Mädchen bestand dabei darin, in die Welt des Utopischen einzutauchen. Nach einer kurzen Erarbeitung, was eine Utopie eigentlich ist und wie Utopien dabei helfen können, die in der vorherigen Phase benannten Probleme und Hindernisse zu überwinden, ging es auch schon los und die Teilnehmenden schlüpften in die Rolle von Zukunftskünstlerinnen und -künstlern. Auf eine Zukunftsskizze folgte die Gestaltung von 3D-Modellen für eine nachhaltige und wünschenswerte Entwicklung. Die Jugendlichen waren so in Fahrt, dass sie gar nicht mehr aufhören wollten, an ihren utopischen und nachhaltigen Städten, Wohnformen, Jugendzentren, Freizeitanlagen, Fortbewegungsmitteln u.v.m. zu arbeiten. Trotz begrenzter Zeit entstanden so fantastische und kreative Ideen, die unsere Erwartungen an diese, aufs nötigste verkürzte Zukunftswerkstatt bei Weitem übertrafen.

Im Schnelldurchlauf wurde noch die Phase 3, die sogenannte „Realisationsphase“ durchlaufen, um nicht im Utopischen zu verharren, sondern den fantastischen Ideen ein realistisches Kleid zu verleihen. Dafür wurden die Utopien in konkrete Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung übersetzt. So wurde zum Beispiel aus einem unterirdischen Schnellzug, der mit Energie aus Bio- und Hausabfällen betrieben wird, die er automatisch aus jeder Gemeinde, die er kreuzt, bezieht, die langfristige Forderung, eine ökologische, umweltverträgliche sowie schnelle und zuverlässige Anbindung aller Gemeinden, seien sie noch so entlegen, zu gewährleisten. Der Tag endete mit der Präsentation der Ergebnisse. Die 6 Mädchen und 2 Jungen stellten dafür Ihre Visionen für eine nachhaltige und wünschenswerte Entwicklung in Kempten und Region sowie konkrete kurzfristige, mittelfristige und langfristige Forderungen in einem kurzen Video vor. Die Ergebnisse des Projekts Junges Utopia – eine kreative Werkstatt für unsere Zukunft werden voraussichtlich am 14. August öffentlich präsentiert.

In der Abschlussrunde waren sich alle einig, dass es sehr schön gewesen wäre, die ganze Woche weiter an Ideen für eine nachhaltige Zukunft zu arbeiten. Nichtsdestotrotz verließen die Jungen und Mädchen am Ende eines ereignisreichen und spannenden Tages die Kunstfabrik Kempten beschwingten Schrittes. Und auch wenn die Mundnasenmasken ein Lächeln nur erahnen ließen, sprachen die leuchtenden Augen der jungen Zukunftskünstlerinnen und -künstler doch Bände!